Donnerstag, 1. April 2010

Adolar - Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!


Posthardcore + Indie + Pop + Emo = "Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!"?
Das ist eine ziemlich gewagte These und auch wenn es beim ersten Hören so scheinen mag, geht diese, viel zu simple, Gleichung für Adolar ganz und gar nicht auf.

Mit "Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!" haben Adolar dieses Jahr ihr erstes Album auf ihrem Label "Unterm Durchschnitt" veröffentlicht.

Schon beim Opener "In Deiner Wohnung" wird schon irgendwie klar wofür Adolar zu stehen scheinen: Ehrliche Texte mit Tiefgang, irgendwo zwischen Herzschmerz, "nichtmehrkönnen" und trotzdem weitermachen. Auf und ab gehen quasi Hand in Hand - so ist das eben im Leben. Wenn es grad richtig schlecht läuft kann es quasi nur wieder besser werden und umgekehrt.

Der dritte Track "Mitnehmerrippe" ist dann auch bereits ein Paradebeispiel für die oben erwähnten Attribute der Band / des Albums.
"Mitnehmerrippe" beschreibt das Ende einer Beziehung - und wie es danach weitergeht bzw. weitergehen sollte - so schonungslos ernst und ehrlich wie vorher selten gehört.
Hier wird sich für nix geschämt und nichts scheint zu kitschig oder klischeehaft es kommt einfach verdammt ehrlich rüber. Einfach alles raus bzw. zulassen und jeder, der sowas bereits erlebt hat kann sich wohl irgendwie darin wiederfinden.
"Mir geht es auch schlecht /Jedes Mal, wenn ich dich so traurig sehe / Das mit dem Freunde bleiben ist gar nicht so einfach / Wenn die Gefühle so verschieden sind /Ich bin hier und du bist da /Mir fehlt alles, was wir waren".

Aber bei "Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!" geht es natürlich nicht nur um Herzschmerz. Der Prozess des "Erwachsenwerden" gehört auch zum Thema des Albums.
So kann es bei "Weltsehen" sehr schnell passieren, dass man in Melancholie verfällt, denn wie Sänger Tom anfängt zu singen kann einen schon ergreifen. Außerdem kennt das wohl irgendwie jeder: Man setzt sich gewissen Ziele und will dieses und jenes unbedingt mal tun. Im Laufe der Zeit muss man jedoch feststellen, dass das alles nicht so recht zu klappen scheint und die Träume und Wünsche auf der Strecke zu bleiben scheinen.

So beschissen und traurig das jetzt alles klingel mag scheint es doch immer wieder einen Ausweg zu geben und man hört die Hoffnung aus den Lieder heraus.

"I HEARD IT WAS FUN / LIKE A STORY TO TELL / SO LET'S DANCE,DANCE,DANCE!"

Was den Sound des Albums angeht lassen sich Adolar keineswegs in irgendwelche Schubladen stecken oder in Schranken weisen; So sind in den Liedern mal Orgeln und mal Synthesizer zu hören. Es wird gesungen, geschrien und gesprochen. Was sich aber wie ein roter Faden durch das Album zieht ist das hervorragende Zusammenspiel der einzelnen Musiker und man merkt, dass sie ihre Instrumente verdammt gut beherrschen.

Auch ganz alltägliche Situationen können wie Silvester - "Kitt" - oder einen Abend mit Freunden - "Ich Bin Slide" - wissen Adolar musikalisch gekonnt umzusetzen und man fühlt sich fast als wäre man selbst dabei gewesen.


"Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!" ist also ein richtiges Wechselbad der Gefühle, ein Auf und Ab zwischen Verzweiflung, dem Erwachsen werden, Vergangenheitsbewältigung und Neuanfang ("Magdeburg"), "nichtmehrkönnen" und trotzdem weiter machen - weil alles andere einfach keinen Sinn hätte.


Aber vor allem ist es ein verdammt authentisches und ehrliches Album.




1. In Deiner Wohnung
2. Kitt
3. Mitnehmerrippe
4. Weltsehen
5. Chaise Absurde
6. Busfahrplan o.D.
7. Magdeburg
8. Ich Bin Slide
9. Sample Au-Pair
10. Tag im Teich

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